Der Göttersee

…oder das Vergnügen, nach 29 Jahren nochmals im Zweier ohne auf dem Rotsee rudern zu dürfen

Darf ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Inge Schwerzmann, geboren 1967. Seit einem Jahr bin ich Mitglied im RCRJ und seit dieser Zeit habe ich mit Sabine Damer einen Zweier ohne im Club. Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Dortmund und dort habe ich 1983 das Rudern gelernt. Ich habe mitbekommen, wie der Deutschlandachter in meinem Club heimisch wurde und konnte bis 1992 international einige Erfolge feiern: Von 1989 bis 1992 gewann ich im Zweier ohne mit meiner Ruderpartnerin Stefanie Werremeier aus Osnabrück einen Medaillensatz an Weltmeisterschaften und in Barcelona 1992 an den Olympischen Spielen die Silbermedaille. 1992 zog ich dann zu meinem Mann Beat in die Schweiz. Auch er war ein erfolgreicher Ruderer, der einigen Mastersruderern hier im Club sicher noch ein Begriff ist.

Mein Traum ist schon seit einigen Jahren, einen eigenen Zweier ohne zu besitzen und als Sabine mich im Frühsommer 2020 fragte, ob ich mir das mit ihr vorstellen könnte, war ich sofort begeistert. Sie startete Abklärungen beim RCRJ und ich nahm Kontakt mit der Bootswerft Empacher auf. Ich muss dazu sagen, dass ich ein «Empacher Kind» bin – ein mal Empacher, immer Empacher. Im November 2020 konnten wir dann aus Eberbach unser Boot abholen und seit dieser Zeit sieht man uns häufiger auf dem See. Als feststand, dass die Schweizer Meisterschaften auf dem Rotsee im September stattfinden konnten, durften wir unser Boot auf den Hänger laden, um am Freitagmorgen um 7 Uhr auf dem Rotsee zu trainieren. Ich kann euch sagen: Das Boot lief einfach super! Noch nie hatten wir so gute Abschnittszeiten. Die Konzentration war einfach da, die Magie des Rotsees hatte uns gepackt. Wir ruderten vier Runden und ich genoss jeden einzelnen Schlag. Sogar eine gewisse Nervosität kam wieder auf: Die Startnarren, das Kuhgebimmel, die einzelnen Markierungen – es war alles wie früher und die Gefühle von damals waren wieder da. Der Rotsee ist einfach einzigartig. Vor allem, wenn man zu seiner aktiven Zeit nur zur internationalen Rotsee Regatta hier rudern durfte und erst anschliessend feststand, ob man nun für die Weltmeisterschaften qualifiziert war oder nicht. Mir schlägt heute noch das Herz höher, wenn ich mit dem Auto die kurvige Strasse von der Autobahn herunterkomme und ich den ersten Blick auf den Rotsee werfen kann. Einfach unbeschreiblich. Für jeden Ruderer / für jede Ruderin ist es eine Ehre, auf diesem See rudern zu dürfen. Danke lieber RCRJ, dass ich dies nochmals erleben durfte – in meinem Zweier ohne.

Luzern 1990 – nach unserem Sieg
Rotsee 2021 – vor unserer Trainingsfahrt