Jonah und Dominic: Zwei außergewöhnliche Ruderer des RCRJ an den Olympischen Spielen 2024 in Paris

Jona, 25. August 2024, Bericht von Christoph

Dass die beiden an den Olympischen Spielen im Doppelvierer den ausgezeichneten 6ten Rang zusammen mit Scott Bärlocher und Maurin Lange erreicht haben, wissen wohl die meisten. Dass es in den letzten Jahren eher selten war, dass gleich zwei aus demselben Club im selben Boot sich für Olympia qualifizieren, wissen vielleicht Wenige. Und dass dies einem der jüngsten Ruderclubs der Schweiz gelungen ist, macht uns alle in Rapperswil-Jona sehr stolz.

Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge: Trainingsaufwände haben die beiden nie gescheut. Im Gegenteil, man hatte den Eindruck, dass sie am liebsten nur trainieren wollten. Ob im Boot, im Kraftraum beim Pumpen oder auf dem Ergometer, man traf sie überall an. Dominic ein Draufgänger, der sich über jeden Wettkampf freut (ausser vielleicht die mühsamen Ergo-Tests). Jonah ist der ruhigere, überlegte, der sich akribisch vorbereitet und alle möglichen Varianten im Rennen durchdenkt. Zusammen eine ideale Ergänzung und verschworene Truppe, die gemeinsam schon mehrere Schweizermeistertitel eingefahren hat. Ich bin mir sicher, dass beide viel voneinander profitiert haben. Und es ist schön zu sehen, wie sie nach all den Jahren und teilweise unterschiedlichen Wegen immer noch so dicke Freunde sind.

Jonah und Dominic sind zweifellos zwei außergewöhnliche Ruderer, und haben bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 ihre bislang beeindruckenden Karrieren gekrönt. Ihre Geschichte ist ein Zeugnis von Entschlossenheit, harter Arbeit und der unermüdlichen Verfolgung eines gemeinsamen Traums.

Aber wie sehen dies denn unsere beiden Protagonisten selbst?

Die Inspiration und der Beginn des Traums

Für Jonah begann der Traum von Olympia bereits 2012, als er den legendären Deutschland-Achter bei den Olympischen Spielen im Fernsehen sah. Die Präzision und Synchronität des Teams beeindruckten ihn so sehr, dass er beschloss: „Das will ich auch.“ Gesagt – getan.

Dominic hingegen dachte erstmals konkret an Olympia nach dem Gewinn des Juniorenweltmeistertitels. Da wurde ihm klar, dass er das Potenzial hat, es bis ganz nach oben zu schaffen.

Die Herausforderungen auf dem Weg nach Paris

Der Weg zu den Olympischen Spielen war für beide Athleten von Herausforderungen geprägt. Jonah bezeichnet die schwierigen U23-Jahre als seine größte Hürde. In dieser Zeit verlor er etwas den Anschluss zur Weltspitze. Doch anstatt aufzugeben, kämpfte er sich mit harter Arbeit zurück. Eines seiner Talente ist sicher das Dranbleiben, Durchziehen und an sich glauben, bis sich der Erfolg einstellt. Für Dominic war die größte Herausforderung die täglichen Trainingsumfänge: Tag für Tag, Woche für Woche. Dieses eher monotone Leben auszuhalten und dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, war nicht immer einfach. Doch es war wohl genau diese Ausdauer und der Durchhaltewille, die ihn und Jonah letztlich ins Olympische Finale brachte.

Die Höhepunkte in Paris

Die Olympischen Spiele in Paris boten beiden Athleten unvergessliche Momente. Für beide war der zweite Platz im Hoffnungslauf und damit das Erreichen des Finals der schönste Moment der Regatta. Ich selbst erinnere mich auch sehr gut daran; wir saßen auf der Haupttribüne, schauten die ersten 1’000 Meter auf den grossen Bildschirmen oder via Mobiltelefon im Schweizer Fernsehen und schreiten und schellten die Schweizer Glocken was das Zeug hielt. 250 Meter vor dem Ziel wusste ich, dass sie es schaffen werden. Es war auch für uns Zuschauer ein sehr schöner und emotionaler Moment, für die Familien der beiden, die ebenfalls vor Ort waren, wohl kaum auszuhalten. Man war Top 6 klassiert und der Final eröffnete die Möglichkeit, um Medaillen zu kämpfen. Das Finalrennen begann mit einem guten Start – man war dabei. Je länger das Rennen dauerte, desto grösser wurde jedoch der Abstand zur Spitze und den Deutschen, die man während der Saison fast immer geschlagen hatte. Am Schluss resultierte der gute 6te Platz. 

Beide blicken stolz auf das Erreichte zurück, auch wenn sie sich im Nachhinein vielleicht etwas mehr erhofft hatten. Das erste Mal an Olympia in einem Grossboot im Final in einer noch so jungen Mannschaft teilnehmen zu dürfen, ist schon eine außergewöhnliche Leistung. Dieser Erfolg ist für beide der Höhepunkt ihrer Ruderkarrieren.

Nachdem die Rennen vorbei waren, konnten sie die Atmosphäre im Olympischen Dorf so richtig genießen. Man besuchte andere Wettkämpfe und feuerte andere Schweizer SportlerInnen an. Besonders überrascht waren die beiden von der positiven Stimmung in der ganzen Stadt: „Alle waren unglaublich freundlich und gegenüber den Spielen positiv gestimmt“, meinte Jonah.

Nach den Spielen: Gemischte Gefühle und Reflexion

Drei Wochen nach den Spielen schwanken die Gefühle bei Jonah und Dominic immer noch stark. Einerseits ist da eine kleine Enttäuschung bei Jonah spürbar, da man sich mental auf ein besseres Ergebnis eingestellt hatte. Andererseits sind Dominic und Jonah unglaublich stolz auf das, was sie als Team erreicht haben. Sie sind an ihren Herausforderungen gewachsen, und jeder Tag, an dem sie zusammen im Boot saßen, war ein Gewinn.

Nach den Wettkämpfen wurde Dominic erst richtig bewusst, wie groß das Interesse an ihrer Leistung war und wie viel Aufmerksamkeit die Olympischen Spiele generell bekommen. Auch genossen sie die Zeit nach ihren eigenen Rennen: „Es war wirklich cool, nach den Wettkämpfen Olympia selbst erleben zu können, andere Sportevents zu besuchen und die Atmosphäre aufzusaugen,“ meinte Dominic.

Nach der Olympiade ist vor der Olympiade

Für beide ist es nun an der Zeit, abzuschalten und die Ferien zu genießen. Und beide werden sich wohl in den nächsten Wochen überlegen, wie es mit dem Rudern weiter gehen soll. Steigt man in einen weiteren 4-Jahres-Zyklus ein? Ist man motiviert und bereit, den grossen Aufwand kombiniert mit viel Verzicht erneut in Kauf zu nehmen? Wir sind gespannt, wie es mit Dominic und Jonah weiter gehen wird.

Mein persönliches Fazit

Für mich selbst war der Besuch der olympischen Ruderrennen ein sehr schönes Erlebnis. Einerseits dabei zu sein und mitzuverfolgen, wie weit es die beiden doch gebracht haben. Aber auch die vielen schönen Momente, wie das Rennen des Männer 2er-ohne oder des Frauen-Doppelvierers, oder der Engländer neben mir, der nur noch weinte, als seine Tochter die Goldmedaille einfuhr, oder Oliver Zeidler im Skiff, der endlich das erreichte, was er so lange angestrebt hatte. Auch kamen viele Erinnerungen an 1992 hoch, wo ich zusammen mit meinem damaligen Partner Thomas, Inge und Beat selbst an Olympischen Spielen teilnahm. Es fühlte sich an, als wäre es erst gewesen und doch ist es schon 32 Jahre her.